Ein aktueller Bericht zum Soprano. Die Aussagen der Frauen bestätigen leider meine mehrheitlichen Erfahrungen mit dieser Ethnie. Aber einige scheinen gut kochen zu können 😉:clown:
ABO+ Freitag 14. Februar 2020 09:07
«Im Puff hat Liebe keinen Platz»
Valentinstag Sexarbeiterinnen und Angestellte des Soprano-Clubs in Urdorf geben Einblick ins Bordell und erzählen, was die Liebe für sie bedeutet.
Es riecht nach Javel. Im Korridor mit den dunkelrot glitzernden Wänden steht ein Migros-Wägeli, vollgepackt mit Küchenpapier, Tüchern und Putzmitteln. Die Reinigungskraft flüchtet ins Bad, sie will nicht fotografiert werden. Lukas Schelbert scheut ebenso die Kamera. Auskunft gibt er aber gerne.
Der 21-Jährige arbeitet seit gut einem Jahr für den Soprano-Club im Urdorfer Industriegebiet Bergermoos. Er bietet im Puff neben der Autobahn jedoch keine Liebesdienste an. «Die Nachfrage nach Männern besteht nicht. Es ist noch nie eine Frau hierhergekommen und hat einen Mann verlangt», sagt er und lacht. Der Innerschweizer ist Allrounder, die rechte Hand von Betreiber Raco Giljen, der an diesem Nachmittag nicht im Bordell anwesend ist.
Lässig führt Schelbert in Trainerhosen, Adiletten und mit Zigarette im Mund durch das 2500 Quadratmeter grosse Etablissement. «Pssst, einige Frauen schlafen noch», sagt er im Flüsterton. Viel zu tun geben wird es am heutigen Valentinstag für die Frauen vermutlich sowieso nicht. «Wir haben erfahrungsgemäss weniger Kunden an diesem Tag, weil viele dann mit der Ehefrau oder der Freundin etwas unternehmen.»
Seit achteinhalb Jahren führt Giljen den Tempel der käuflichen Liebe. Das Geschäft läuft gut. «Vor eineinhalb Jahren haben wir vergrössert. Fünf VIP-Zimmer sind dazugekommen», sagt Schelbert. Die offenen Türen geben den Blick frei auf grosse, indirekt beleuchtete Betten, Polstersessel, Spiegel, Teppichböden, offene Duschen und Jacuzzi. Papierrollen und Kondome liegen bereit.
Das schummrig rötliche, blaue oder violette Licht rundet die Ausstattung ab. Ins VIP-Zimmer schaffen es nur Freier, die für eine Stunde oder mehr zahlen. 300 Franken muss der Kunde für 60 Minuten Einzelservice auf den Tisch legen. Betreiber und Frauen teilen sich den Betrag. Darin inbegriffen sind Zungenküsse, Geschlechtsverkehr und Oralsex. Letzterer, wenn von beiden Seiten gewünscht, sogar ohne Präservativ. Die Frauen könnten sich danach ja untersuchen lassen, reagiert Schelbert auf das entsetzte Gesicht der Journalistin.
«Früher haben die Frauen in den gleichen Zimmern geschlafen, in denen sie auch gearbeitet haben. Nun stehen ihnen separate Räume zur Verfügung», sagt Schelbert. Zudem hätten sich die Arbeitszeiten geändert. Der Club ist von 20 bis 5 Uhr geöffnet. «Früher hatten wir schon um 18 Uhr offen. Die Frauen können jetzt zwei Stunden länger schlafen.» Sie wohnen jeweils zu zweit in einem Zimmer. Fünf von ihnen teilen sich ein grosses Zimmer. Derzeit zählt der Soprano-Club 24 Sexarbeiterinnen. «Platz hätte es für 30.»
Schelbert besuchte vor seiner Anstellung das Puff als Kunde. «Manchmal kam ich nach dem Ausgang hierher, um noch etwas zu trinken.» Ab und zu habe er den Service in Anspruch genommen. Als Betreiber Giljen ihn fragte, ob er Lust habe für ihn zu arbeiten, zögerte der gelernte Logistiker nicht. «Ich wollte etwas Neues ausprobieren. Und schliesslich mache ich einen normalen Job wie jeder andere auch.»
Schelbert betreut die Réception, wo die Freier im Voraus für die Dienste der Frauen bezahlen. Zudem erledigt er Administratives, telefoniert, schreibt E-Mails oder bestellt Getränke. Als Chauffeur fährt er die Frauen überdies zu Kunden. Der Soprano-Club bietet einen Escortservice an.
Am Ende des Gangs befindet sich ein Lift. «Das ist der Hintereingang, der direkt zu den Zimmern führt. Männer, die Diskretion wünschen und nicht im Club gesehen werden wollen, läuten unten in der Tiefgarage und wir schicken den Lift dann runter.» Gewisse Kunden kämen dreimal am Tag vorbei, manchmal nur, um ein Red Bull zu trinken. Das Publikum sei gut gemischt. Jung und Alt, unterschiedliche Nationalitäten würden im Bordell ein und aus gehen.
Anders sieht es bei den Prostituierten aus. Die meisten stammen aus Rumänien und Bulgarien. Vis-à-vis der grossen Schminkecke am anderen Ende des Korridors hängt die Hausordnung in Rumänisch und Englisch. Frauen aus diesen Ländern seien wohl am ehesten bereit, diesen Job zu machen, erklärt sich Schelbert die Dominanz der osteuropäischen Arbeiterinnen. «Und sie sind ja auch sehr schöne Frauen», sagt er und lacht. Anwerben müsse der Club die Frauen nicht. «Viele schreiben oder rufen uns an und fragen, ob sie hier arbeiten können. Manchmal bringen die Frauen auch ihre Kolleginnen mit, und so haben die Kunden immer wieder neue Auswahl.» Die wenigsten würden länger als ein paar Monate bleiben. Oftmals spiele die Aufenthaltsbewilligung eine Rolle. Viele müssten nach drei Monaten oder spätestens einem Jahr die Schweiz wieder verlassen.
Probleme zwischen Frauen und Freiern gebe es fast nie. Falls es zu Uneinigkeiten komme, vermittle er, sagt Schelbert. «Wenn ein Kunde nicht zufrieden ist und etwas verlangt, das die Frau nicht machen will, versuche ich ihm das beizubringen.» Man könne die Frauen zu nichts zwingen. «Wir suchen Lösungen und bieten dem Kunden eine Frau, die ihm seinen Wunsch erfüllen kann.» Was dann im Zimmer passiere, ob nur getanzt oder massiert werde oder es zu Gruppensex zu zehnt komme, das sei ihnen egal, solange die Bezahlung stimme. «Die einzigen Tabus sind Gewalt und Drogen», sagt Schelbert.
Auf dem Rundgang durchs Freudenhaus trifft man immer wieder auf junge Frauen. Sie sind ungeschminkt und schlurfen im Pyjama durch die Gänge. «Lukas, hast du die Haare geschnitten?», fragt eine Schelbert und zwinkert ihm zu. Eine Frau sitzt rauchend an einem Tisch neben der Bar. Sie telefoniert mit einer Freundin auf Französisch. Im Hintergrund ist eine Kinderstimme zu hören. Daneben starrt eine ihrer Kolleginnen aufs Smartphone. Ein langer Pulli bedeckt ihre Oberschenkel, die Füsse sind in Finken gehüllt. Die Barstühle stehen noch auf dem Tresen.
Von weitem sind Bohrgeräusche zu hören. Ein Handwerker verlegt Stromkabel neben der Réception neu. In einem schwarzen Regal bewahren die Frauen ihre Arbeitsutensilien auf. Stilettos und Sandalen mit mörderisch hohen Absätzen, Haarspray, Bodylotion und Frotteetücher türmen sich im Möbel. «Jede Frau hat ihr eigenes Abteil», sagt Schelbert.
Auf dieser Seite des Clubs befinden sich elf weitere Zimmer. Sie sind kleiner als die VIP-Räume und karger ausgestattet: Bett, Stuhl, Tisch das ist alles. «Kunden, die für eine Viertelstunde oder 30 Minuten zahlen, werden hier bedient», sagt Schelbert und schreitet durch den Gang. Hinter der nächsten Tür stapeln sich Getränkeharassen neben einem Zigarettenautomaten.
Eine Tür weiter entschwindet man gänzlich aus der verruchten Welt der käuflichen Liebe. Die Wände sind weiss. Der rote Linoleumboden wird von der Reinigungskraft nass aufgenommen. Vorbei an der Waschküche folgt Schelbert dem Duft von Knoblauch und Rosmarin. In der Küche trifft er auf Sandra und Evelyne so jedenfalls wollen die beiden Rumäninnen bei der Arbeit genannt werden. Im Ofen garen Kartoffeln und Rippchen. «Ich habe heute gekocht», sagt Evelyne. Die 37-Jährige arbeitet seit Dezember im Soprano-Club. «Das ist mein zweites Zuhause», sagt sie. Zuvor verkaufte sie ihren Körper in Zürich und Biel. «Ich bin vor vier Jahren in die Schweiz gekommen.»
Evelyne stammt aus Crajova, einer Stadt 200 Kilometer entfernt von der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Dort besitzt sie ein Haus und ein Auto, wie sie sagt. Bald will sie sich einen zweiten Wagen leisten. «Ich bin gerne unabhängig und mag es nicht, kontrolliert zu werden. Mit diesem Job gelingt mir das, weil ich genug verdiene.» Es komme vor, dass sie pro Nacht mit fünf Männern schlafe. «Ich sehe Sex wie Sport, deshalb habe ich kein Problem, mit vielen Männern ins Bett zu steigen», sagt Evelyne. Die besten Kunden seien die, die einfach zu bedienen seien, sagt sie und lacht. Ihr gefalle es im Soprano-Club. «Ich habe vor, länger hier zu bleiben.»
Sandra hat sich hingegen eine Zeit-Limite gesetzt. «Ich will das nicht für immer machen. Noch ein Jahr, dann höre ich auf und kehre nach Rumänien zurück.» Die 22-Jährige ist erst seit Ende Januar für das Bordell tätig. Der Brexit bewog sie dazu, London zu verlassen. Dort arbeitete sie als Tänzerin. «Ich habe erst in der Schweiz angefangen, mich zu prostituieren.» Ihre Familie wisse nichts davon. Vielleicht werde sie es ihr irgendeinmal erzählen. «Meine Familie ist nicht arm. Ich tue das, weil ich gerne luxuriöse Sachen habe. Mit einem normalen Job kann ich mir keine Rolex kaufen und schöne Ferien machen.»
Sandra hat Sportwissenschaften in Bukarest studiert. Wenn sie zurück in der Heimat ist, will sie in dieser Branche Arbeit finden. Sie glaubt an die Liebe. Jedoch nicht im Bordell. «Im Puff hat Liebe keinen Platz. Es geht nur ums Geld.» Liebe hat für sie weniger mit Körperlichem und mehr mit Werten zu tun. «Liebe ist, wenn du jemandem vertrauen und verzeihen kannst. Liebe ist, wenn dir jemand ein ganz spezielles Gefühl gibt und dir das auch zeigt», sagt Sandra. Frauen seien viel stärker als Männer. «Deshalb können wir diese Arbeit überhaupt ausführen.»
Sie schlafe aber nicht mit allen Freiern. «Wenn die Chemie gar nicht stimmt, sage ich ihnen höflich, dass es nicht geht.» Vor allem die jungen Männer würden auf sie abfahren, weil sie etwas verrückt sei, sagt Sandra und kichert. Sex gegen Geld ist für sie nichts Schlimmes. «Meine Würde, die bewahre ich mir aber.»
Beim Händedruck zum Abschied verrät sie ihren richtigen Namen. «Ich muss mich langsam fertig machen. Alles Gute», sagt sie und verschwindet im Gang mit den dunkelrot glitzernden Wänden.
(Zürcher Regionalzeitungen)